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Was ist eine Horizontalsperre? – Funktion, Einbau und Bedeutung für den Bautenschutz

Feuchtigkeit im Mauerwerk gehört zu den häufigsten und gefährlichsten Schadensursachen an Gebäuden. Besonders in Altbauten ohne moderne Abdichtungssysteme steigt Wasser aus dem Erdreich über das Fundament kapillar nach oben in die Wände – mit gravierenden Folgen für Gesundheit, Wohnqualität und den Werterhalt des Gebäudes. Eine Horizontalsperre ist eine effektive bautechnische Maßnahme, um genau dieses Problem dauerhaft zu beheben oder präventiv zu vermeiden.

In diesem Beitrag erfährst du, was eine Horizontalsperre ist, wie sie funktioniert, welche Varianten es gibt und warum ihr fachgerechter Einbau entscheidend ist.

Definition: Was ist eine Horizontalsperre?

Eine Horizontalsperre, auch als Horizontalschnitt, Horizontaldichtung oder Kapillarwassersperre bezeichnet, ist eine durchgehende, waagerechte Sperrschicht im Mauerwerk. Sie verhindert, dass kapillar aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erdreich in die Wandkonstruktion eindringen kann.

Diese Sperrschicht wird im Sockelbereich eines Gebäudes – meist 10–30 cm oberhalb des Bodenniveaus – eingebracht. Ihre Aufgabe ist es, die Poren des Mauerwerks für Wasser unpassierbar zu machen oder das Wasser gezielt abzuleiten.

In Neubauten ist die Horizontalsperre heute Standard und gemäß DIN 18533 bautechnisch vorgeschrieben. In älteren Gebäuden fehlt sie jedoch häufig ganz oder ist aufgrund von Materialermüdung oder baulichen Veränderungen nicht mehr funktionsfähig.

Warum ist eine Horizontalsperre so wichtig?

Feuchtigkeit im Mauerwerk kann zahlreiche Schäden verursachen – sowohl an der Bausubstanz als auch am Raumklima. Ohne funktionierende Horizontalsperre kann Wasser aus dem Erdreich über den sogenannten Kapillareffekt in das Mauerwerk steigen und sich dort in großen Höhen ausbreiten.

Folgen aufsteigender Feuchtigkeit:

  • Abplatzender Putz und bröckelnde Farben
  • Bildung von Salzausblühungen und Mauersalpeter
  • Deutliche Abkühlung der Wand – Folge: Schimmelbildung und Energieverlust
  • Muffiger Geruch, feuchte Wohnräume
  • Langfristig: Schädigung der Tragfähigkeit des Mauerwerks

Die Horizontalsperre ist daher ein zentrales Element im Bereich Bautenschutz und Mauerwerkstrockenlegung – sowohl bei Altbausanierung als auch im Neubau.

Wie funktioniert eine Horizontalsperre?

Die Horizontalsperre bildet eine durchgehende, wasserundurchlässige Barriere. Sie blockiert die Porenstruktur des Mauerwerks und verhindert so, dass Feuchtigkeit kapillar aufsteigen kann.

Je nach Bauweise und Zustand des Gebäudes kommen verschiedene Verfahren zur Herstellung oder Erneuerung einer Horizontalsperre zum Einsatz:

Arten der Horizontalsperre: Methoden im Überblick

1. Mechanische Horizontalsperre

Hierbei wird das Mauerwerk horizontal aufgetrennt und eine physische Abdichtung, meist Edelstahlplatten oder Bitumenbahnen, eingesetzt. Dieses Verfahren ist sehr effektiv, aber auch aufwändig, da das Mauerwerk kontrolliert eingeschnitten werden muss. Es wird vor allem bei freistehenden oder freigelegten Wänden eingesetzt.

Vorteile:

✔ Sehr langlebig
✔ Kein chemischer Eingriff
✔ Sofort wirksam

Nachteile:

✘ Eingriff in die Statik möglich
✘ Staub- und lärmintensiv

2. Injektionsverfahren (chemische Horizontalsperre)

Dieses Verfahren eignet sich besonders für bestehende, bewohnte Gebäude, da es weniger invasiv ist. Dabei wird über ein Raster aus Bohrlöchern ein abdichtendes Material – z. B. Silikonharz, Paraffin oder Acrylatgel – in das Mauerwerk eingebracht. Es verteilt sich dort und bildet eine wasserabweisende Barriere.

Vorteile:

✔ Minimalinvasiv
✔ Ideal bei bewohnten Gebäuden
✔ Auch bei unzugänglichem Mauerwerk einsetzbar

Nachteile:

✘ Materialkosten je nach Produkt höher
✘ Erfolgt nur bei geeignetem Mauerwerk zuverlässig

3. Elektroosmose- und Mikrowellentechnik (selten)

Dabei wird durch elektrische Spannung oder Hitzeeinwirkung die Feuchtigkeit aktiv aus dem Mauerwerk gezogen. Diese Methoden sind technisch anspruchsvoll und werden eher bei Spezialfällen oder denkmalgeschützten Gebäuden eingesetzt.

Wann ist eine nachträgliche Horizontalsperre sinnvoll?

Eine nachträgliche Horizontalsperre empfiehlt sich immer dann, wenn ein Gebäude sichtbare Feuchtigkeitsschäden im unteren Wandbereich zeigt – insbesondere:

  • Feuchte, klamme Wände im Erdgeschoss oder Keller
  • Abblätternder Putz, Ausblühungen, muffiger Geruch
  • Schimmelbildung trotz ausreichender Belüftung
  • Baujahr vor ca. 1970 (Horizontalsperren waren nicht standardisiert)

Vor der Sanierung sollte jedoch eine fachkundige Feuchtigkeitsanalyse erfolgen, um andere Ursachen (seitlich eindringendes Wasser, Rohrbruch, Kondensat etc.) auszuschließen.

Wie lange hält eine Horizontalsperre?

Moderne Horizontalsperren – egal ob mechanisch oder chemisch – sind bei sachgerechter Ausführung dauerhaft wirksam. Viele Systeme halten 30 Jahre und länger. Wichtig ist, dass die Maßnahme von einem erfahrenen Fachbetrieb durchgeführt wird, da Fehler bei der Ausführung zu erneuten Durchfeuchtungen führen können.

Horizontalsperre als Schlüsselmaßnahme gegen Feuchtigkeit

Die Horizontalsperre ist ein zentrales Element der Bauwerksabdichtung und spielt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen aufsteigende Feuchtigkeit. Sie schützt nicht nur die Bausubstanz, sondern sorgt auch für gesundes Raumklima und langfristigen Werterhalt der Immobilie.

Ob bei der Sanierung von Altbauten oder als Präventivmaßnahme im Neubau – eine fachgerecht ausgeführte Horizontalsperre ist unverzichtbar im modernen Bautenschutz.